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Wer kennt es nicht? Ewig langer Zustieg zum eigentlichen Einstieg in eine Bergtour, die einerseits Zeit kostet, und je nach Gegend vielleicht auch nicht so lohnenswert ist nur im Gehtempo abgespult zu werden. Dieses Problem haben manchmal einerseits Bergwanderer & Bergsteiger, die auf ihr Automobil zur Anreise setzen, noch mehr allerdings jene, welche aus guten Gedankengängen heraus sich für eine öffentliche Anreise entscheiden.


Mittlerweile gehöre ich seit einigen Wochen, genauer seit Ende Oktober 2024 zum „erlesenen“ Kreis der Besitzer eines Faltrads. Warum ein Faltrad eine praktischere Lösung ist als ein normales Fahrrad ist (wovon ich ebenso schon vier weitere besitze), das möchte ich euch in diesem Tutorial näher vorstellen.
Inhalt
Motivation

Eine Tour, die ich am Wochenende nach dem Kauf meines Faltrads gleich gemacht hab, ist jene über den Kaiser-Franz-Josef-Klettersteig rauf auf den Hochblaser (1771m). Der Weg dorthin ist quasi naheliegend mit dem Faltrad als Hilfsmittel absolviert zu werden, will man öffentlich anreisen und etwas flexibler in der Zeitplanung sein ohne auf Anrufsammeltaxis zurückgreifen zu müssen.
INFO GESÄUSEBAHN
Planmäßig verkehrt am Wochenende ein Zugpaar direkt aus Wien kommend via Amstetten bis nach Selzthal u.a. durch den Gesäuse-Nationalpark, gleiches wieder retour.1
Ankünfte in Hieflau von Wien:
09:37, 15:37
Abfahrten in Hieflau von Selzthal:
11:23, 17:23
13 bis 14 Kilometer zu Fuß hin und dasselbe wieder zurück zusätzlich zur eigentlichen Bergtour zu marschieren ist kaum in zweckmäßiger Zeit für zu schaffen, deshalb passt hier ein schnelleres, flexibleres und umweltfreundliches Verkehrsmittel sehr gut rein.
Warum FALTRad?
Nun, zunächst denkt man an viele verschiedene Mobilitätsvarianten für die letzte Meile:
- (E-)Roller
Ein Roller klingt gewichtsmäßig und von der Packbarkeit zunächst als gute Idee, und wird für kurze Überbrückungsstrecken seine Vorteile haben. Allerdings wollen wir schon Strecken zurücklegen können, die sich bereits über mehrere Kilometer erstrecken und zudem oft vor allem bei der Hinfahrt bergauf gehen. Auch kommt gegebenenfalls noch loser Untergrund dazu, der mit dem Roller größere Probleme darstellt als mit einem darauf ausgelegten Fahrrad. E-Roller bekommen bei manchen längeren Distanzen zudem schon Reichweitenprobleme.
- ÖBB Rail & Drive2
Ein Mobilitätskonzept, welches zumindest in Österreich bei einigen größeren Bahnhöfen angeboten wird, und in der Theorie recht praktisch klingt. Zudem gibt es bei einigen Rail & Drive Fuhrparke auch elektrische Antriebsvarianten. Der Preis ist jedoch nicht zu unterschätzen, sobald es doch ein paar Kilometer mehr werden, auch wird oft eine stündliche Gebühr verlangt für die Zeit, was bei ausgiebigen Bergtouren budgetmäßig ein Nachteil darstellt. Auch steht dieses Angebot meist bei kleineren Bahnhöfen nicht zur Verfügung.
- „Klassisches“ Fahrrad
Ein Klassiker für Zwischenstrecken und auch für die letzte Meile sind Fahrräder, die man gut im Zug mitnehmen kann. Nun ja, halbwegs gut, wenn mehrere dieselbe Idee bei einer Tour haben, wird der Platz im Zug gleich einmal richtig knapp, und kann schlimmstenfalls nicht mehr mitfahren. Zudem benötigt die Fahrradbeförderung ein Extra-Ticket inklusive Reservierung im Railjet & der Westbahn. Außerdem kann ein Fahrrad zumeist nicht in Bussen oder Straßenbahnen mitgenommen werden (bitte um Korrektur oder Hinweisen in den Kommentaren, falls es Ausnahmen gibt).
- Faltrad
Das Faltrad umgeht das Problem der Sperrigkeit eines klassischen Fahrrades in Öffis. Andererseits ist dieses auf der letzten Meile bei mittel bis langen Zwischenstrecken effektiver als ein Roller und kann je nach Konfiguration auch besser mit losem Untergrund umgehen.
Das Faltrad bietet sich vor allem aufgrund seiner Flexibilität an, da die Falträder gängiger Marken die erlaubten Packmaße von Koffern in öffentlichen Verkehrsmitteln in Österreich einhalten (90x60x40cm) und somit als Gepäckstück in den Zügen und auch Bussen & Straßenbahnen in Österreich mitgenommen werden dürfen.
Zudem bekommt man (Stand 2024) zumindest in Österreich eine Förderprämie vom Umweltministerium in Höhe von 500 Euro. Die Förderung kann nach Kauf des Faltrads mit Rechnung direkt beantragt werden, ich habe diese gleich innerhalb weniger Tage erhalten. 😊
Brompton vs. Vello
Brompton G-Line | Vello Gravel |
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⭕ Gewicht ab ca. 14kg Stahlrahmen ⭕ Mountainbike-Lenker ⭕ 20-Zoll-Reifen ⭕ Kettenantrieb über Kassette (Shimano 105) ⭕ 10 Gänge / Übersetzung 11-36 (327%) ⭕ Scheibenbremse ⭕ Zulässiges Gesamtgewicht 130kg 3 | ⭕ Gewicht ab ca. 12,5kg Stahlrahmen ⭕ Rennradlenker ⭕ 20-Zoll-Reifen ⭕ Kettenantrieb über Nabe (Shimano Alfine) ⭕ 8 Gänge / Übersetzung 307% ⭕ Scheibenbremse ⭕ Zulässiges Gesamtgewicht 125kg 4 |
Näheres dazu auch bei den Herstellerseiten:
Brompton G-Line: https://citybiker.at/blogs/news/brompton-g-line-hardfacts
Vello Gravel: https://vello.bike/products/vello-gravel
Beides wurde von mir Probe gefahren, beides konnte ich auf ihre Handlichkeit und den Faltmechanismus testen. Vom fahrdynamischen Aspekt hat mir das etwas leichtere Vello Gravel um die Nuance mehr zugesagt, allerdings fand ich den Faltmechanismus der Brompton G-Line sensationell und wesentlich intuitiver. Beim Schaltwerk des Vello sind Shimano-Komponenten verbaut, welches eine eigene Heimreparatur für handwerklich geschickte leichter möglich macht. Beim Brompton wird mehr auf Markenbewusstsein gesetzt, mit Ausnahme der Shimano-Alfine-Nabenschaltung ist alles am Antrieb aus dem Hause Brompton. Diese Nabenschaltung ist allerdings für Heimwerker schwieriger zu handhaben als eine klassische Kassettenschaltung.
Zudem hab ich bei Brompton keine Vorbestellung tätigen müssen, bei Vello wurde mir Ende Oktober eine Wartezeit von 3-6 Wochen nach Bestellung & Teilanzahlung veranschlagt, was mir zu lang schien. Deshalb entschied ich mich aus praktischen Gründen und vor allem wegen der Wartezeit gegen den Kauf des Made-in-Austria-Faltrad, sondern für das Brompton G-Line, wenngleich Brompton als Marke ebenso recht authentisch rüberkommt.
Vello Gravel
✅etwas bessere Fahrdynamik ✅Made-in-Austria ✅etwas günstiger | ❌Faltmechanismus etwas komplizierter ❌Packmaße etwas größer ❌Wartezeit & Teilzahlung im Voraus notwendig |
Brompton G-Line
✅sensationeller Faltmechanismus ✅kleiner Packmaße ✅für ruppigeren Untergrund etwas robuster | ❌fahrdynamisch ein Kompromiss ❌Gewicht etwas höher ❌Nabenschaltung macht Heimwerken schwieriger |
Faltmechanismus Brompton G-Line

Den genialen Faltmechanismus hab ich ja bereits erwähnt. Noch nicht, dass ich schon nach wenigen Tagen auf eine Faltzeit von unter 30 Sekunden komme, sprich die Zeit die zwischen Ein- und Ausfalten des Fahrrads (und umgekehrt) vergeht. Grund dafür ist die wirklich intuitive Handhabung, die ich euch näher vorstellen möchte.
















Zuerst wird die Verbindung hinten unterm Sitz geöffnet, um das Rad zusammenzuschieben (das Pedal muss dabei lotrecht zum Boden sein, damit sich beim zusammenfalten das Verderrad nicht auf dem gegenseitigen Pedal spießt!).
Danach wird vorne das Verbindungsrohr vorm Steuer geöffnet, um den vorderen Teil des Rades nach oben und hinten zu falten. Dabei muss eine schwarzfärbige Aufnahme auf eine Verbindungsstrebe zum Hinterrad aufgelagert werden.
Weiters wird hinten der Sattel runtergelassen, damit wird u.a. auch die Verbindung des Vorderteils mit dem Hinterteil über die bereits angesprochene Aufnahme nach oben gesperrt.
Nun wird vorne noch das Steuer geöffnet, damit der Lenker runtergelassen werden kann. Um die Packmaße noch weiter zu reduzieren, kann zusätzlich das Pedal abmontiert werden, um in das Steuerrohr in einen vorgesehenen Slot gesteckt werden.
Tipp: Was bei der Beschreibung gleich auffällt und eine sehr gute Eselsbrücke darstellt: Man alterniert immer von hinten nach vorne, danach wieder nach hinten, und wieder nach vorne.😉
Zum Ausfalten des Rades werden alle angesprochenen Schritte genau in umgedrehte Richtung gemacht. Einzig beim Pedal ist aufzupassen, dass der Sechskant in die Kurbel wieder richtig einschnappt.
Fazit
Ich konnte mich nach inzwischen fast 2 Monaten seit dem Kauf bereits mehrmals vom Nutzen des Faltrads überzeugen. Einerseits wie erwähnt bei der Tour auf den Kaiser-Franz-Josef-Klettersteig in der Nähe von Eisenerz.
Vor kurzem hatte ich das Faltrad sogar für eine Skitour genutzt, um die mäßig gute Parkplatzsituation am Pyhrnpass (kostenpflichtig) zu umgehen, indem ich am Parkplatz zum Wurzeralm-Skigebiet kostenlos geparkt hab und die restlich drei bis vier Kilometer weiter bis zum Einstieg raufzufahren. Beim Rückweg war man damit umso schneller wieder unten. Mit versetzter Montage der Ski am Rucksack war das sogar weniger umständlich als ich zuvor angenommen hab.😊
Als Letzte-Meile-Verkehrsmittel oder für mittellange Zwischenstrecken leistet das Faltrad einen super Dienst und macht bei Verwendung öffentlicher Verkehrsmittel Touren möglich, die sonst nur mit dem Auto in praktikabler Zeit machbar sind. Andererseits umgeht man bei Anreise mit dem Auto das oftmalige Problem voller Parkplätze am Ausgangspunkt, indem man schon einige Zeit vorher stehen bleibt und dennoch nicht zuviel Zeit verliert, wenn man diese Strecke sonst zu Fuß zurücklegen müsste.
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